Ursprünge des Industrial Styles
Der Wohnstil des Industrial nimmt Bezug auf industrielle Räume und alte Fabriken. Er orientiert sich sowohl architektonisch als auch von der Inneneinrichtung her an Industrieschauplätzen und Produktionsorten. Populär wurde das Einrichten im Industriestil durch die Künstlerbewegung der 1960er und 70er Jahre in New York und London. Aus Mangel an finanziellen Mitteln bezogen Künstler und Kreative alte, leerstehende Fabriken und verwandelten die Gebäude in Wohnraum und Ateliers. Die bestehende Substanz, wie etwa unverputzte Wände, wurde offen gezeigt und vorhandene Elemente, wie Container und Rohre, geschickt umgenutzt und angepasst.
Anfänglich eher von Künstlern als Wohnraum besetzt und als Studios genutzt, inspirierten die offenen Strukturen, hellen Räumlichkeiten und großzügigen Grundrisse zunehmend Interior Designer und Magazine. Sie interpretierten die Wiederwendung, Umnutzung und das Recycling in eigenen Entwürfen für Lampen, Sofas und Kommoden im Industrial Style. Der Reiz des Industrie Chic liegt heute in seinen historischen Verweisen und seiner angedeuteten Unvollkommenheit.
Merkmale des Industrie-Stils
Heute zeigt sich der Industrie-Stil deutlich glamouröser, aber dennoch authentisch. Durch die moderne Interpretation ist der Industrial Style auch für kleine Wohnungen geeignet und nicht mehr an auffallend großzügige Räumlichkeiten im Loft-Stil gebunden. Auf allzu massive Möbel und großformatige Lampen sollte dann aber verzichtet werden. Hier sind filigrane Stahlmöbel wie etwa ein Regal mit schmalen Metallgestell oder ein Couchtisch mit stählernem Unterrahmen gefragt, um dem Industrial Style auch in einem kleinen Zimmer gerecht zu werden.
Rohe Werkstoffe und recycelte Komponenten erzeugen den unverfälschten Industrial Look, dennoch kann der Stil zusätzlich ganz facettenreich betont werden:
- Die Oberflächen zeigen Patina und erzählen Geschichte. Beim Used-Look wird bereits lackiertes Holz im spannenden Patchwork Stil neu zusammengesetzt oder eine alte Holzoberfläche komplett als Couchtisch verwendet. Dieser Stil geht einher mit dem Shabby Chic, zeigt sich aber weniger romantisch und etwas maskuliner.
- Der Industrial Loft Style eignet sich für weitläufige Grundrisse und hohe Decken. Hier kann mit ausgedehnten Sofalandschaften und extravaganten Möbeln gearbeitet werden. Der Stil gestaltet sich etwas moderner und klarer. Eine Kommode oder ein Tisch aus Beton unterstreichen die rohe Ästhetik und demonstrieren Modernität.
- Einfach selbstgemacht. Der DIY Industrial Style setzt auf das Umnutzen von alten Elementen, wie Rohren oder verwittertem Holz, das neu kombiniert wird. Nicht die geeigneten Materialen oder das notwendige handwerkliche Geschick vorhanden? Mitunter kann auch durch einfache Handgriffe selbst gestaltet werden: Beliebt ist hier zum Beispiel der Einsatz von Europaletten, die in Kombination mit weichen Polstern zum gemütlichen Sofa werden.
- Der Vintage Industrial Style äußert sich noch glamouröser, mit glänzenden Oberflächen und dunkleren Farben. Passend für diese Interpretation des Industrial Styles ist beispielsweise das klassische Chesterfieldsofa. Wesentlich ist hier auch eine effektvolle Beleuchtung mit Industrial Lampen aus Metallen wie Messing oder Stahl. Um eine gemütliche Retro-Atmosphäre zu kreieren, sollte die Lichttemperatur dabei möglichst warm ausfallen.
Wohnfarben für den Industrial Style
Zu den natürlichen, meist eher dunkleren Holztönen und dem grauen bis anthrazitfarbenen Metall gesellen sich am besten neutrale und etwas hellere Farbtöne, um den Look wirkungsvoll zu unterstreichen.
Weiß, Grau, Taupe und Schlammtöne bieten sich dafür an. Wer es etwas bunter mag, setzt auf vergraute Blau-, Grün- oder Rottöne. Kraftvolle, leuchtende Farben sind großflächig tabu. Als Akzent – zum Beispiel in Form eines Designklassikers wie dem Eames-Chair – aber durchaus erlaubt. Bei der Wandgestaltung bestimmen unverputzte Flächen oder rauer Backstein die Optik – entweder echt gemauert oder in Form einer Tapete, die heutzutage vom Original kaum zu unterscheiden ist.
Typisch für den Industriestil ist Beton. Ob als Boden oder Wand, das raue Material stellt eine authentische Bühne für den unprätentiösen Stil dar.
Wohnaccessoires im Industriestil
Ausgesuchte Wohnaccessoires mit Geschichte und Patina verbreiten den typischen Loft-Charakter. Hierzu zählen große Industrieleuchten aus Metall, alte Koffer, Spinde oder Aktenschränke und Registraturen. Sie werden in veränderter Funktion – beispielsweise als Couch- oder Nachttisch – zu neuem Leben erweckt.
Zahnräder, Buchstaben und alte Reklameschriften runden das raue Ambiente wirkungsvoll ab. Statt opulenter Blumensträuße werden einige Kakteen oder Sukkulenten im Raum verteilt. Mit ihrer eher schlichten, graugrünen Farbgebung fügen sie sich perfekt in die Farbwelt des Industrie-Stils ein. Durch ihre raffinierten Blätter erinnern sie an coole Kunstwerke.
Ein weiteres typisches Merkmal: Möbel werden durch untergeschraubte Räder oder Rollen mobil und sorgen für Flexibilität bei der Raumgestaltung.
Wohntextilien fürs Industrial Living
Um der reduzierten und funktionellen Atmosphäre des Industriestils ein Gegengewicht zu geben, sind robuste Textilien ein Muss. Stühle und Sofas werden mit Leder bezogen, grobes Leinen bietet sich für lässige Kissen an. Gegebenenfalls auch für schlichte Vorhänge, die zum Beispiel Privatsphäre im Schlafbereich ermöglichen. Vintage-Teppiche oder kurzhaarige Felle beleben den rauen Betonboden – mit ihnen lässt sich ein großer Wohnraum übrigens auch prima in einzelne Bereiche wie Wohnen und Essen gliedern. Die klare Formensprache der Industriemöbel findet sich auch in den Wohntextilien wieder. Wenn sie gemustert sind, dann eher großflächig oder grafisch. Schrille Farben sind nicht angesagt, vielmehr bestimmen Ton in Ton-Kombinationen aus Grau, Beige oder Braun und eine leicht verwaschene Optik den Stil.
Markante Möbel mit mondänem Charme
Sie sind begeistert vom Charme ferner Länder und möchten gern wohnen wie Scheherazade aus 1.001 Nacht oder die Chinesen der Ming-Dynastie? Das klappt am besten mit kunstvoll verzierten Möbeln aus hellem, dunklem oder buntem Holz.
Auf diesen exotischen Möbeln setzen ausdrucksstarke Schnitzereien, metallene Gitter oder feine Einlegearbeiten dekorative Akzente. Sie geben Schränken, Regalen und Paravents, Tischen, Truhen und Hockern einen extravaganten Touch. Die Möbel sind entweder liebevoll mit filigranen Motiven verziert, mit Mosaikfliesen besetzt, mit Metallapplikationen versehen oder ergänzen als Unikate in naturbelassener Form das Ambiente.
Anstelle oder ergänzend zum Sofa und Sessel laden Diwane oder Poufs und bequeme Bodenkissen zum gemütlichen Verweilen ein und komplettieren den ethnoinspirierten Einrichtungsstil. Im Schlafzimmer verströmt ein Himmelbett mit ausladendem Baldachin aus Organza glamouröses Flair, während Holz-, Rattan- oder Polsterbetten schlichte Eleganz verbreiten.
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